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„Old Success“ funktioniert nicht. Finden wir etwas Besseres!

Verschwendung und hoher Druck treiben Unternehmen in den Ruin. Wir können etwas dagegen tun. Doch dafür müssen wir alles verlernen, was wir über Erfolg zu wissen glauben.

Autor: Josef Mayerhofer



„Ihr macht wunderbare Arbeit, aber wir können das Projekt so nicht weitermachen, denn es kommt einfach nichts davon im Produkt an“, sagte ein Projektauftraggeber vor fast einem Jahrzehnt zu mir. Sein Team von 20 Programmierern schaffte es schlichtweg nicht, unsere Designs, Pläne und Funktionen umzusetzen. Zwei Jahre hatten wir schon gemeinsam an der neuen Software-Suite gearbeitet – umsonst.

Was lief schief? Das Team arbeitete unstrukturiert, das war allen bekannt. Aber aufgrund des großen Drucks, schnell mit dem Produkt auf den Markt zu kommen, konnte sich niemand Zeit nehmen, die Störungen im Team zu lösen. Oft sprach ich mit einzelnen Programmierern über ihre Probleme und Sorgen, und stets ging es auch darum, dass man sich eigentlich nun etwas Zeit nehmen müsste, noch einmal ein paar Schritte zurückzugehen. Dinge von vorne anzufangen, sauber aufzusetzen und mit dem, was man gelernt hat, im zweiten Anlauf richtig zu liegen. Stattdessen mussten aber alle mit einer verkorksten Lösung weiterarbeiten, denn es war der Befehl des Managements, das in die Gefüge der einzelnen Entwicklerteams keinen Einblick hatte. So schwand die Motivation in den Entwicklerteams, die Fluktuation erhöhte sich und mit jedem Wechsel von Programmierern wuchs das Chaos.

Auch für die Führungskraft, die mir ihr Herz ausschüttete, war dies eine bedrückende Situation. Denn am Ende waren alle unglücklich. Die Führungskraft, das Team und die Kunden, deren bestellte Software nicht das war, was sie eigentlich benötigten.

Es ist ein negativer Feedback-Loop, der mir in meiner Arbeit schon oft begegnet ist und mich seit längerem beschäftigt. Höheres Management übt oft großen Druck aus, egal ob zeitlichen oder ökonomischen –um traditionellen wirtschaftlichen Erfolg zu erreichen. Doch es passiert genau das Gegenteil: Teams laufen kopflos im Kreis, verschwenden wertvolle Zeit, Budgets und am Ende oft auch die eigene psychische Gesundheit. Das Schlimmste für mich: Es gibt in einer solchen Abwärtsspirale keine Freude mehr und jeglicher Sinn geht verloren.

In großem Maßstab konnte man eine solche Dynamik zuletzt bei IKEA beobachten. Nach der Covid-Pandemie war die Stimmung so schlecht, dass das Unternehmen 2022 mehr als 62.000 Mitarbeitende pro Jahr verlor, was etwa einem Drittel der gesamten Belegschaft entspricht. Die Ursache: Das Management hatte die Bedürfnisse seiner Mitarbeitenden zu lange nicht gesehen und sie in der Extremsituation der Pandemie nur unzureichend unterstützt. Der Blick für die privaten Herausforderungen der Menschen im Unternehmen fehlte.

Woran IKEA hier litt, ist für mich ein klassisches Beispiel von „Old Success“. Unternehmen dürfen sich nicht nur auf den wirtschaftlichen Erfolg konzentrieren, ohne die Auswirkungen auf die ihnen anvertrauten Menschen und den Planeten zu beachten. Mindestens so rasant wie die Klimakrise schreitet ja der demografische Wandel voran, in dem wir schon mittendrin sind. Das Wittgenstein Centre for Demography and Global Human Capital in Wien prognostiziert einen Verfall der weltweiten Bevölkerungszahlen aufgrund niedriger Geburtenraten: In Deutschland beispielsweise könnten in 50 Jahren bereits sechs Millionen weniger Menschen leben und arbeiten. China schrumpft derzeit sogar mit einer Rate von zwei Millionen Einwohnern pro Jahr. Die Überalterung der Bevölkerung stellt alle Unternehmen vor riesige Herausforderungen. Es fehlen die Arbeitskräfte. Die wenigen qualifizierten, die es geben wird, haben freie Wahl.

Manager:innen, Mitarbeitende und Kunden sind Organismen mit komplexen Bedürfnissen, Gefühlen und Fähigkeiten. Dem müssen Unternehmen Rechnung tragen, das müssen sie als Stärke erkennen. Ordnet man menschliches Tun und Erleben weiter den Zielvorgaben von „Old Success“ unter, wird man scheitern. So wie es meinem Kunden erging, der die Nöte seines Entwicklerteams ignoriert hatte. Junge, gut ausgebildete Menschen möchten nicht mehr in solchen Unternehmen arbeiten. Und diejenigen, die es doch tun, verlieren nicht nur selbst an Kraft. Sie ziehen den klassischen Erfolg schließlich automatisch nach unten, indem sie – meist unbewusst – Ressourcen, Zeit und Aufmerksamkeit verschwenden. Unternehmen, die trotz aller bekannten Fakten an der Ellenbogen-Definition von „Old Success“ festhalten, werden mittelfristig nicht überleben.

Das erkannte offenbar auch die IKEA-Führung irgendwann und entschloss sich für globale Verhältnisse zu drastischen Schritten: Sie führte flexiblere Arbeitszeiten ein und verbesserte die Angebote für alle Mitarbeitenden mit Betreuungspflichten. In Indien gibt es zum Beispiel 26 Wochen Elternschaftsurlaub für Mütter und Väter und eine Fünf-Tage-Woche (sechs Tage sind bei vielen indischen Einzelhändlern die Norm). Und siehe da: Die Fluktuation sank wieder auf ein normales Maß, die Zufriedenheit der Mitarbeitenden erholte sich – und der wirtschaftliche Erfolg von IKEA war gerettet. Mithilfe von zwei völlig banalen Maßnahmen gelang es hier, den schleichenden Untergang eines Weltkonzerns abzuwenden.

Das große und das kleine Beispiel zeigen: „Old Success“ ist nicht nachhaltig. Er ist das blasse Negativ eines Traums. Das steht für mich fest. Aber wie könnte dann der echte, der bunte „New Success“ aussehen? Wie können wir zum Beispiel Verschwendung und Druck verringern, positive Feedbackloops erzeugen – und dabei wirtschaftlich erfolgreich sein? In meinem eigenen Unternehmen experimentieren wir seit langem mit verschiedenen philosophischen und praktischen Ansätzen, um Antworten auf diese Fragen zu finden. Für unser eigenes Unternehmen und für die unserer Kunden.

Zwar haben wir noch längst nicht alles erdacht, probiert und bestätigt. Wir haben aber das Gefühl, mittlerweile an einem Aussichtspunkt zu stehen, von dem aus wir den Traum schon glitzern sehen können. Ich will dich einladen, dich mit mir und dem Team von Empatic auf die Reise dorthin zu begeben. Suchen wir neue Wege zum Erfolg. Nähern wir uns gemeinsam der Vision von „New Success“. Ich bin gespannt, zu hören, wie dein Bild davon aussieht.

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